Entstehung
1995.
Ich liege auf dem Boden.
Mein Rücken tut weh.
Irgendwann.
Quietscht die Tür.
„Hallo?“, rufe ich laut.
Sofa steckt den Kopf ins Zimmer:
„Ah, du kannst endlich sprechen! Perfekt, ich muss dir was erzählen!“
Es hängt den Schlapphut an die Garderobe, holt sich einen Hocker und setzt sich:
„Also, ich hab mich umgehört in der Stadt.“
„Und?“, frag ich.
„Ich hab sie gefunden!“
„Was?“, frag ich.
„Na eine neue Erfindung. DIE Lösung!“
„Zu welchem Problem?“, frag ich.
„Wie?“, fragt Sofa: „Das hab ich dir doch letztes Mal erzählt!“
„Letztes Mal konnte ich Wörter weder verstehen noch sprechen.“, rufe ich: „Und überhaupt“, sag ich und deute auf den Duden neben mir: „Ich musste mir den ganzen Scheiß selber beibringen!“
„Hey, nicht so vorwurfsvoll!“, ruft Sofa: „Es gibt gute Neuigkeiten. Also. Dem Traum steht jetzt nichts mehr im Wege“
„Welchem Traum?“, frag ich.
„Hab ich doch das letzte Mal erzählt“, sagt Sofa.
„Dann erzähl halt nochmal“, stöhne ich.
„Also gut“ Sofa klingt genervt.
Doch schnell begeistert es sich selber wieder: „Das ist der Hammer. – Wie du weißt geht es immer um die Story. Was sie ist. Was dahinter steckt. Was sie ausmacht. Sie zu analysieren…
Und mein größter Traum war es schon immer genau das den Leuten durch ein großartiges Projekt näher zu bringen. – Aber Bücher, Fernsehen und Radiosendungen waren einfach nicht das richtige Format!“
„Ach so das“, sag ich: „Das hattest du doch letztes Mal erzählt.“
Sofa schaut mich wütend an:
„Du kleiner Scheißer kannst mich also doch schon länger verstehen. Kannst du etwa auch schon laufen?“
Ich drehe eine Runde und stelle den Duden zurück in den Schuhschrank.
„Du warst so lange weg“, murre ich: „dass ich all meine Erlebnisse in ein paar Jahren als Sammelband herausbringen werde: »Ichs Abenteuer vom Wohnzimmer bis ins Bad und wieder zurück«“
„Du Dreckskerl!“, ruft Sofa: „Wegen dir hängt meine schöne Idee jetzt ein paar Jahre nach.“
„Was? Wieso wegen mir?“
„Weil du mir dafür mit dem neu-modischen Technikkram helfen musst. – Am Computer.“, sagt Sofa.
„Nö“, sag ich.
(Man war ich damals noch kindisch.)
Sofa stöhnte: „Und was willst du diesmal dafür haben? Einen Lolli?“
„Hey“, rufe ich: „Die Zeiten haben sich geändert. Ich bin kein Kind mehr!“
„Zwei Lollis?“, fragt Sofa ohne mit der Wimper zu zucken.
Und ich muss wirklich gut überlegen: „Nö“, sag ich schließlich: „Ich will mitmachen!“
„Wie?“, fragt Sofa: „Was weißt du denn schon?“
„Ich hab gelesen, während du weg warst. Alle Bücher über Geschichten. Alle Geschichten selber. Dein ganzes Regal. Sogar, die die du schon nach dem ersten Absatz wiederzurück gestellt hast. Alles“
„Hm“, macht Sofa.
Es entsteht eine Pause.
„Aber was noch viel wichtiger ist“, sag ich: „Ich halte mich nicht an alles, was ich lese. Ich bleibe kreativ.
Sonst kann auch nichts neues entstehen. Und was wäre die Welt ohne neue Geschichten?
Was wäre die Welt ohne neue Ideen, wie man sie schreiben, erforschen und leben kann!“
Sofa bekommt glänzende Augen:
„Du hast recht!“, ruft es und in seinen Pupillen weiten sich zu neuen Universen an Möglichkeiten:
„Es ist nicht mehr nur eine Idee!“, ruft es.
– „Nein“, rufe ich.
„Es ist nicht mehr nur ein Projekt!“, ruft es.
– „Nein“, rufe ich.
„Es ist unsere gemeinsame Vision, die wir gemeinsam umsetzen werden!“
„Jaaah!“, rufen wir gemeinsam.
Und wir machen eine andächtige Pause, in der man mit Sektgläsern anstoßen könnte.
Wenn wir welche hätten.
Und wenn wir Sekt trinken würden.
Tut aber keiner.
Wir mögen keinen Sekt.
„Also“, frag ich Sofa, nachdem die Stille verklungen ist: „Womit soll ich dir helfen?
Welche neue Erfindung ist die Lösung für unser cooles Storytelling-Format?
Wie nennt man sie?“
– „Das Internet“, sagt Sofa.
DIE EINZIG SINNVOLLE IDEE
„So“, sag ich nach einer Stunde Einarbeitungszeit.
„Ich hab uns jetzt hier auf dieser Hostingseite einen Account gemacht.
Später können wir darüber mit WordPress unsere Homepage installieren. – Von unserem Bank-Konto wird ab sofort monatlich ein Betrag für die kommende Seite überwiesen. Das bisher ungenutzte Geld bleibt gespeichert.
Also bleibt die Seite weiter online, auch wenn wir mal in naher oder ferner Zukunft kein Geld mehr haben sollten!“
„Perfekt“, sagt Sofa.
(Damals konnte ich noch nicht wissen, das wir 22 Jahre später wirklich pleite waren… Dank meiner großzügigen Überweisungseinstellung – die überhaupt NICHTS mit unserem aktuellen Bankrott zutun hat – wird es diese Seite aber auch in 2000 Jahren noch geben…
juchhu?)
„Als letzter Schritt fehlt nur noch eine Sache…“
„Und was?“, fragt Sofa.
„…die Domain. Das ist der Name der Seite. Einen Augenblick“, murmle ich „diesen Ideenfindungsprozess können wir überspringen“ und tippe >www.ich.de< ins Textfeld und will abschließend auf Enter drücken.
Und ja, ich heiße wirklich „Ich“ mit Vornamen.
Für alle dir mir nicht glauben ↗ wollen!
„Moment“, ruft Sofa: „Nicht so schnell: Die Seite wird >www.sofa.de< heißen!“
„Das ist ja mal wieder typisch“, rufe ich: „Immer geht es nur um dich!“
„Von wegen“, sagt Sofa: „Wer hat denn das Wort ICH im Seiten-Namen vorgeschlagen. Das klingt total ichbezogen… – ”
„Diese Witze sind echt nicht mehr lustig!“, rufe ich verletzt.
Doch Sofa hört nicht auf: “Als wenn die Seite nur um dich geht und nicht um die Story”
“Ach ja”, sag ich: “und dir geht bei dem Sofa-Namen nicht um dich? Was soll das denn mit der Story zu tun haben?“
“Mir wird schon noch was einfallen”, keift Sofa zurück.
„Und dein blöder Sofa-Name erinnert viel mehr an einen Psychiater.“, setzte ich hinzu.
„Hey“, rief Sofa.
„Oder an eine von diesen Discounter-Möbel-Seiten“
„UNTERSTEH DICH“, schreit Sofa: ICH BIN KEIN DISCOUNTER-MÖBELSTÜCK!“
– „UND ICH BIN NICHT EGOISTISCH, NUR WEGEN MEINES NAMENS!“, schreie ich zurück.
„Gut, sagt Sofa schnippisch: „Vielleicht mach ich dann einfach meine eigene Seite auf!“
„Gerne“, sag ich: „Dann mach ich auch meine eigene Seite auf. Du wirst schon sehen, was du davon hast.“
„Komm nicht nachher angekrochen, nur weil alle deine Leser zu meinem Blog wechseln.“, schreit Sofa.
„Vielleicht mach ich mir ja auch zwei Seiten. Und dann hast du gar keine Leser mehr!“
„Machst du eh nicht“, ruft Sofa und setzt sich an seinen eigenen Computer.
Ich setze mich auch hin und will gerade drei neue Accounts anlegen, dann halte ich Inne:
„Sofa, …
das kanns doch nicht sein. Wir haben eine gemeinsame Vision. Weißt du noch?“
Sofa nickt.
„Wir kämpfen doch für das gleiche!“, sag ich: „Und wir wollen doch zusammenarbeiten.“
Sofa nickte: „Du hast Recht: Es wäre totaler Mist, nur wegen des Namens jetzt getrennte Wege zu gehen.“
„Richtig“, sag ich: „Die Option sparen wir uns für die richtig erfolgreichen Zeiten auf, wenn wir uns nicht mehr übers Farblayout einig werden können und es zu künstlerischen Differenzen kommt!“
Sofa grinst.
„Vielleicht sollten wir einfach noch mal eine Nacht drüber schlafen. Oder zwei. Der Account ist registriert und wird bezahlt. Den Domain-Namen können wir jederzeit noch hinzufügen.“
„Eine gemeinsame Vision?“, nickt Sofa.
„Es geht immer um die Story“, sag ich.
„Gut“, sagt Sofa: „Dann geh ich mal schlafen, dass wir diese Frage bald geklärt kriegen“
Und Sofa verlässt den Raum.
Ich blicke zur Seite auf den Bildschirm.
Eine Eingabebox und ein Aktivierungsbutton.
Für einen kurzen Augenblick kommt mir eine wahnwitzige Idee: Ich könnte blitzschnell >www.ich.de< eintippen und Enter drücken.
Aber das wäre wirklich fies.
Wirklich sehr fies.
Aber effektiv.
Hm.
Bis zu diesem Augenblick waren alle Einigungsworte von mir komplett ernst gemeint.
Aber nein.
So gemein bin ich nicht.
Ich setze mich an den Rechner.
Nur so zum Spaß.
Ich gucke zur Tür.
Niemand.
Nur so zum Spaß tippe ich die Domain “ich.de” in die Eingabebox.
Nur so zum Spaß.
Mein Zeigefinger schwebt noch 3 Sekunden lang über der Entertaste.
Es ist ja nur so zum Spaß.
*Klick*
Ich erhalte eine Bestätigungsmail.
Hm.
Diese doch so langwierige Entscheidung verlief seltsam unspektakulär.
Ich frage mich, ob Sofa die Bestätigungsmail auch bekommen hat.
Ein Poltern nebenan.
Ein Aufschrei: “Waaaaaaaaaas?”
Ein Klirren.
Dann klonken Sofafüße den Flur entlang.
Scheiße.
Meine Zimmertür wird aufgerissen.
Sofa ist rot vor Wut: “Was hast du getan?”
Hier endet mein genialer Plan.
Eine Kaffeetasse zerschellt neben mir an der Wand.
„Wir hatten gesagt, dass wir das ganze friedlich lösen!“, schreit es.
Sofa nimmt Anlauf.
Mit seinen Vier Füßen voran stürmt es in meine Richtung.
Ich rette mich mit einem Hechtsprung zur Seite.
Greife nach der Oberleiste des Kleiderschranks.
Zieh mich hoch und –
KRACH!
– falle mitsamt der Leiste zurück auf den Boden.
„Du elendes Miststück!“, ruft Sofa und kommt näher.
Ich springe auf und halte es mit der Leiste, aus der ein spitzer Nagel, schaut, auf Abstand.
„Diese Homepage war nicht nur eine Idee“, ruft Sofa: „Es war unsere gemeinsame Idee“
Sofa tritt neben mich ins Leere.
„Und das ist es doch immer noch!“, versuch ich mich zu verteidigen.
Auch die Schrankleiste verfehlt Sofa.
„Eine gemeinsame Idee, dessen Name sich nur um dich dreht?“, ruft Sofa.
„Eine ewige Marke aufzubauen kann in Zeiten des aufkommenden Internets ein echter Segen sein“, ruf ich.
„Aber nicht mit deinem Namen!“, ruft Sofa.
BAMM!
Mit einem Sofafuß hat es ein Loch in die Schranktür getreten.
Direkt neben meinem Bein.
„WIRKLICH?“, ruft es noch einmal.
„Ok. Es tut mir Leid!
Es tut mir Leid!
Sofa…
Sofa, es tut mir Leid!“
Ein zweites Sofabein bohrt sich auf der anderen Seite in die Schranktür.
Ich drücke mich so eng an die Schrankwand, dass ich den breiten Türknauf im Rücken spüre.
Der Türknauf.
Vielleicht ist der stabiler.
Ich drehe mich um. Greife nach dem oberen Schrankende und verwende den Türknauf als Trittleiter.
Ich bin oben.
Sofa läuft stapft unten wie wild hin und her:
„Ich bringe dich um. Ich bringe dich um“, ruft Sofa außer sich vor Wut.
„Ist da jemand zu klobig um nachzuklettern?“
„Halt deine beschissene Klappe!“
Sofa rüttelt am Schrank. Doch viel passiert nicht.
Sofa verschwindet und kommt kurze Zeit mit dem Werkzeugkasten wieder.
Und einem großen Pappkarton.
Was hat es diesmal wieder gekauft?
Obwohl es jetzt nur noch schlimmer werden kann, wird mir schlagartig mein Siegesmoment so richtig bewusst.
Denn.
Eine Sache wird ewig bleiben.
Und das ist nicht unsere Zerstrittenheit.
Sondern.
Endlich eine Domain für unsere Seite.
Eine Domain, die meinen Namen trägt.
Meine Domain.
Dann öffnet Sofa den Karton.
Holt eine Kettensäge heraus…
…und zerfräst den Unterteil des Schranks.
Ich kippe mit dem Möbelstück.
Und falle kopfüber nach unten.
Schwarz.
EINE FRIEDLICHE LÖSUNG
Ich blinzle. Und erwache.
Ich bin alleine im Zimmer.
Der Schrank steht unversehrt in der Ecke.
Vor mir der Bildschirm.
Argwöhnisch tippe ich in die Browserleiste:
>www.ich.de<
>Diese Seite, die Sie suchen existiert nicht.<
So ein Mist.
Doch nur ein Traum.
Das erklärt zumindest, warum es gegen Ende so absurd wurde: Sofa und eine Motorsäge…
Doch der Hostingaccunt ist im alten Tab noch geöffnet.
Unser Vision der Storytellerseite und die Abmachung der Einigung muss alles genau so stattgefunden haben.
Sofa kommt rein: „Morgen Ich“
„Morgen“
Ich versuche schnell den Browser zu schließen.
Dann frag ich mich warum.
Sofa schaut auf den Computer: „Ist dir inzwischen noch eine Idee für unsere Seite gekommen“
Ich habe sofort ein schlechtes Gewissen.
„Was“, versuche ich vorsichtig zu beginnen: „…hast du denn gegen ich.de“
„Was hast du gegen sofa.de?“, kommt es sofort zurück.
Stille.
„Ok“, sag ich: „Wir werden uns schon einig werden, über den Namen.“
Sofa nickt.
„Also keine Tricks!“
„Was für Tricks?“, fragt Sofa.
„Ähem.“, sag ich: „Einfach nur versprechen, dass… wir die Domain erst registrieren, wenn wir uns beide – gemeinsam ganz sicher sind!“
„Hä?“, macht Sofa: „Ich dachte das versteht sich von selbst!“
Ich gucke weg: „Wollte nur noch mal sicher gehen“, murmle ich.
Ich nehme mir vor Sofa nie wieder zu hintergehen.
Eine friedliche Lösung ist doch auch kein Riesenaufwand.
Und Kompromissbereitschaft stärkt die Freundschaft.
Eine Einigung über einen Namen.
Wie schwer kann das schon sein?
Der Streit wird ja nicht ewig dauern.
22 JAHRE SPÄTER
Ich liege im Bett.
Mittlerweile habe ich einen Bart.
Und Sofa bleibt immer noch stur.
Ich frag mich überhaupt, wie ein Möbelstück nur so unglaublich starrsinnig und uneinsichtig sein kann.
Wie kann man nur so konsequent bei seiner Meinung bleiben?
Ich schaue auf den Kalender: Ja, 22 Jahre Domainstreit stimmt.
22 Jahre?
Mensch, wie die Zeit vergeht.
Ich denke zurück an die zerstrittenen Hochpunkte der letzten Jahre.
2008 und 2012.
>ich.de< und >sofa.de< hatten sich andere Webseitenbetreiber weggeschnappt.
Einfach so.
Von einem auf den anderen Tag.
Und wir streiten uns immer noch.
Ich hatte damals diese einfache und fiese Idee.
Wäre das alles kein Traum gewesen, hätten wir jetzt endlich eine Homepage.
Aber diese Umsetzung war nur ein Traum.
Und die ganzen letzten 22 Jahre ist die gemeinsame Umsetzung unseres Traum nicht weitergekommen.
Meine Geduld ist langsam am Ende.
Sofa wird mich hassen.
Aber so kann das nicht weitergehen.
Ich überprüfe kurz, ob das nicht wieder ein Traum ist…
…und setzte mich erneut an den Rechner.
Ich rufe unseren Hostingaccount auf.
Jetzt gibt es kein zurück mehr.
Ich grinse.
Dann höre ich Sofa aus der Küche kommen.
Oh-oh:
Sofa einen bereits begangenen Fehler schonend beizubringen war eine Sache.
Die könnte ich aus dem Traum wirklich lernen.
Doch sich während der Tat erwischen lassen?
Ohne etwas erreicht zu haben schalte ich den Bildschirm aus.
Als Sofa Sekunden später das Zimmer betritt, strecke ich mich gerade unter der Bettdecke.
Als ich so tue als würde ich aufwachen rieche ich Kakao mit Marshmallows und frisch gebackene Croissants.
Sofa steht mit einem Tablett vor mir:
„Morgen Ich!“, sagt es: „Hast du gut geschlafen?“
Sofa so freundlich.
Ich blicke kurz zum Bildschirm. Und schäme mich.
„Nein“, murmle ich.
„Hast du etwa schlecht geträumt?“
Es passiert nicht oft, dass Sofa so nett ist.
Das macht das, was ich vorhatte nur noch schlimmer…
Ich weiche seinem Blick aus.
Sofa reicht mir den Kakao und lächelt.
Ich beginne zu trinken.
„Ich hab nachgedacht.“, sagte Sofa mir und setzt sich auf die Bettkante.
„Über unsere Homepage“
Ich starrte kurz zum Bildschirm rüber.
Dann trinke ich noch mehr Kakao.
„Es kann doch einfach nicht sein, dass wir uns schon über 22 Jahre über die Domain streiten.“
Ich nicke und trinke weiter.
„Ich hab nachgedacht.“, sagt es noch einmal: „Und habe schließlich den perfekten Namen gefunden!“
Ich setzte die Tasse ab: „Welchen?“
Sofa seufzte: „Du wirst erst mal nicht vom Namen überzeugt sein. Aber ich hab gute Gründe. Darum wollte ich auch erst mal mit dir drüber reden, bevor ich eine Entscheidung auf eigene Faust treffe.“
Mir wird schlecht.
Ich will im Boden versinken.
Die Tasse ist schon leer, aber ich tu so als würde ich weitertrinken.
„Wie wäre“, sagt es: „mit: www.dasgelbesofa.de“
„Dich als Name?“, widerfährt es mir.
Gleichzeitig schäme ich mich die gleiche Idee zu haben.
Und das ungefragt umgesetzt hätte.
Ich steh auf und gehe an den Rechner.
„Hör mir doch erst mal zu“, sagte Sofa: „Ich hab diesmal konstruktive Gründe, die nix mit mir zutun haben!“
Autsch. Wieder so ein Satz.
Ich überlege ob ich Sofa von meinem Verrat erzählen soll.
Doch stattdessen öffne ich ein neues Tab.
Und tippe Sofas Vorschlag ein.
Nicht weil ich einverstanden bin.
Einfach weil…
„Tja Pech“, sag ich zu Sofa und bin selbst überrascht: „Diese Domain ist auch schon vergeben.“
Es war noch keine gestaltete Seite. Einfach nur das Logobild des Hosters.
Ich dreh mich zu Sofa um:
Es wirkt nicht überrascht…
Ich schaue zurück auf das Hosterlogo.
„Was ein Zufall“, sag ich: „Die Website wurde bei der gleichen Firma gehostet, bei der wir auch den Account haben“
Sofa sagt immer noch nichts.
Es guckt eher etwas…
Ich schaue noch einmal auf den Kakao, die Croissants und denke an die überaus nette Begrüßung.
Ich springe auf:
„WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?
Was hast du nur getan?“
Sofa wirkt sehr eingeschüchtert: „Hör zu… ich“
Meine Kakaotasse zerschellt neben Sofa.
Wie in Trance wende ich mich zurück zum Computer – zum Tab mit unserem Account:
Tatsache.
Sofa hat unsere Domain verbucht.
Doch dann trifft mich ein Geistesblitz:
„So nicht mein Freund“, rufe ich, klicke auf Optionen:
„Wie jeder weiß gibt es bei jedem gebuchten Jahrespaket eine Kündigungsfrist. Innerhalb der ersten 30 Tage kann man problemlos…“
Ich suche die entsprechende Zeile,
Und erstarre.
„Sofa“, sag ich in ganz ruhigem Ton ohne mich umzudrehen:
„Wie kommt es, dass du heute so nett zu mir bist?“
Keine Antwort.
„Wie kommt es, dass du mich heute ausnahmsweise mal geweckt hast?“
Keine Antwort.
„Wie kommt, dass du genau heute mit mir über einen neuen Domainnamen diskutieren willst – exakt 31 Tage nachdem du dieses verfluchte Paket gebucht hast?“
„Oh“, sagt Sofa: „Ist die Kündigungsfrist etwa schon abgelaufen. Darüber wollte ich heute mir dir reden“