SOFA UND ICH
Sofa und Ich leben zusammen in einem Wohnzimmer.
Ich kenne Sofa schon so lange ich denken kann.
Und fast genauso lange verbindet uns beide etwas:
Spannende Geschichten.
Während Sofa immer bei der Wahrheit bleibt, hab ich mir irgendwann so was angewöhnt…
UNSERE NAMEN
Sofa heißt „Sofa“.
Und für alle die es mir nicht glauben:
Ich heiße auch wirklich „ICH“!
Und ja — es war erst ziemlich lustig:
Nach unserem ersten großen Zoff empfahl der Mediator uns:
„Senden Sie sich Ich-Botschaften zu!“
Aber Sofa hat dann wochenlang nicht mehr damit aufgehört.
Tut mir den Gefallen.
Und sprecht es nicht noch mal drauf an!
SOFA
Sofa ist unverbesserlich gut darin, eine andere Meinung zu haben als ich. Sogar wenn es um die Ideenfindung für neue Geschichten geht.
Und Sofa ist ebenfalls richtig gut darin, stur bei dieser schlechteren Meinung zu bleiben.
Sofa ist unbeschreiblich. Voller böser Überraschungen. Und manchmal geradezu unmenschlich.
Außer wir verstehen uns. Dann ist es der beste Ort für gute Geschichten: Zum Ausdenken, Bearbeiten, Lesen, Spielen, Gucken und Einschlafen!
Sonst ist Sofa eher selbst die Story:
Unergründliche Kunst, voller tiefer Geheimnisse, knisternder Spannung und Magie.
Doch seitdem ich weiß, dass Kunst und Geschichten zu 90% aus lernbarem Handwerk bestehen, juckt es mich jedes Mal in den Fingern, wenn ich am Werkzeugkasten vorbeigehe.
Aber ich bin ja kein Unmensch!
Noch nicht.
Und auf dieser Seite geht es genau darum: Ums auseinandernehmen, verstehen und präsentieren von Stories.
Vielleicht war es auch deshalb meine Idee diese Seite „Das Gelbe Sofa“ zu nennen.
Ach ja richtig.
Ich hab ganz vergessen, dass es gar nicht meine Idee war.
Jetzt kommt alles wieder hoch:
Es hatte da diese bessere Idee gegeben, die es irgendwie nicht geschafft hat gegen Sofas Meinung anzukommen.
Stures Stück!
ICH
Geschichten sind faszinierend!
Ich kann gut denken und analysieren.
In allem, was mich fasziniert, suche ich begeistert nach Gesetzmäßigkeiten. Dann versuche ich sie beim Anwenden zu brechen.
– Ich komme einfach nicht damit klar, dass Faszinierendes durchschaubar sein soll.
So kommt dann oft ein Humor zustande, von dem Sofa sagt:
„Das ist komisch, aber nicht wirklich lustig!“
Sofa sagt auch, ich bin manchmal etwas naiv.
Und ich glaube ihm.
Das sagt es immer wieder, wenn es mir neue Sachen über die Welt verrät, die ich vorher noch nicht wusste.
Dann wird das wohl stimmen.
Das ändert aber nicht daran, dass ich nicht auch stur und frech sein kann.
Und regelmäßig kriegen wir uns in die Haare.
Doch über Geschichten haben wir uns noch nie gestritten.
Das ist ziemlich seltsam.
Denn eigentlich geht es doch immer um die Story.
Wie alles begann
Das Jahr 1992. Die Welt hielt den Atem an.
Eigentlich hatte sie nur Schluckauf.
Den wurde sie aber erst ein Jahr später los, als die ganze Welt Kopf stand – wegen…
…einem Sofa!
Dem Sofa, das für Minderheiten einstand.
- Das beliebte Sofa!
Dem Sofa, das zwei Mal in Folge die Welt rettete.
- Das starke Sofa!
Dem Sofa, nach dem sich selbst die Sonne umdrehte.
- Das gelbe Sofa!
…Zumindest hat es mir all das, Jahre später immer wieder erzählt.
Dann, kurz vor meiner Geburt, muss das großes Vergessen über die gesamte Menschheit gekommen sein. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass von dem Sofa heute noch niemand etwas gehört haben will.
Kurz nach 1993 war es dann so weit.
Ich wurde direkt auf das gelbe Sofa draufgeboren.
Die ersten Jahre habe ich es kaum verlassen. Doch Sofa hat mir alles Wichtige über das Weltgeschehen erzählt:
Von dem Angriff der Feuerdrachen 1459, dem großen Käsekrieg in Westspanien und von den Zementkerlen, die die Weltherrschaft übernommen hatten, nachdem sie alle acht Weltmeere festzementiert hatten.
Als ich Sofa eines Tages von meinem Beschluss erzählte, in ein paar Tagen, doch mal das Haus zu verlassen, hatte es mich gewarnt, dass sich in diesen Tagen einiges in der Welt am Ändern sei – und ich sie vielleicht nicht wieder erkennen würde.
Und tatsächlich, als ich vor die Haustür trat, war nichts mehr so, wie die Welt, die ich aus Sofas Erzählungen kannte.
Dann ging ich zur Schule. Und seit mich Sofa jeden Tag beim Heimkommen fragt, wie die Schule war, fing ich an Geschichten zu erzählen.
Manchmal hatte ich dann doch ein schlechtes Gewissen.
Die Schule in meinen Erzählungen hatte überhaupt nichts mit der Realität von Tafel, Sitzbänken und Pausenbroten zutun.
Aber Sofa freut sich jedes Mal zu hören, wie ich wieder eine erste Klasse aus dem Feuer gerettet habe, zur dunklen Schulseite gewechselt bin oder schon wieder beim Schulleiter nachsitzen musste, weil ich „versehentlich“ erneut den Drachen aus dem Schulkeller freilassen musste.
Ich bin eben ein Storyteller.
Das kam so:
Storyteller
Einmal stand ich in der Schulcafeteria zum Essen an. Ein Geschirrunternehmen hatte der Schule Tassen, Teller und Besteck gesponsert: Auf manchen befanden sich Worte oder kurze Sätze.
An diesem Tag bekam ich den Teller mit der Aufschrift „Your Story“.
Jemand schaltete das Licht ein, und als sich über meinem Kopf eine Glühbirne erhellte, wusste ich sofort: Das ist der Storyteller.
Ich stellte fest, dass ich von Essen nicht satt wurde, wofür die Schule sich aber gesetzlich verpflichtet hatte. Und man präsentierte mir ein Buch mit einer Geschichte auf dem Storyteller.
Ich las. Und mir verging der Appetit (es war ein Horror-Schinken).
Begeistert ging ich gesättigt nach Hause.
Am nächsten Tag lag ein Film auf dem Teller. Ich sah ihn. Und war begeistert.
Es folgten Theaterstücke, Computerspiele, Majoran und ich stellte fest: Ich liebe gute Geschichten. – Egal in welchem Medium sie erzählt sind.
Sofa brachte mich eines Tages auf die Idee zur Abwechslung zum lustigen Schulalltag doch mal selber ein paar traurige und ernste Geschichten zu schreiben.
Und ich lieh mir den Teller aus und benutzte ihn zu hause als Unterlage. Sofa wurde immer mürrischer, wenn es uns beide sah. Ich glaube es wird einfach alt.
Ich nahm mir vor, genauso gute Geschichten zu erzählen. – In möglichst verschiedenen Formen.
Sofa zeigte mir eines Nachmittags die Scherben auf dem Küchenboden. Teller habe sich von der Spüle gestürzt.
Ich war am Boden zerstört.
Doch seit diesem Tag ging es Sofa wieder besser. Es war sogar so gut drauf, dass es bereitwillig und fröhlich pfeifend Tellers Überreste entfernte.
So wurde ich selbst zum Storyteller.
Ich lernte in den Folgejahren, dass ich zum hören und erzählen guter Geschichten, den Teller gar nicht brauche.
Gar nicht brauche…